Resümee des Praktikums als Genesungsbegleiterin (Vivantes Klinikum Neukölln) auf Psychiatrischen Akutstation
In meiner Arbeit auf der Station 93 und 82 wird mir die Funktion einer Genesungsbegleiterin stark deutlich: ein gegenseitiges Sprachrohr für Patientinnen und Pflege-/Ärzteteam sein, oder anders ausgedrückt: Brückenbauerin zwischen Patienten und Team sein, oder noch anders ausgesagt: Dolmetscherin sein. Bei dieser Aussage ist mir wichtig zu betonen, dass der Informationsfluss in beide Richtungen fließen sollte, um eine gute Genesung seitens der Patientin zu ermöglichen. Es darf nicht außer achte gelassen werden, dass die Klinik bzw. das Team für den Patienten arbeitet und der Patient in der Klinik ist, damit er genesen kann, und nicht um Mitarbeiterinnen durch ihren Zustand zu nerven oder gar zu ärgern oder zu provozieren. Sie sind die Hilfesuchenden, die Schutzbefohlenen und meiner Meinung nach sollten sie die oberste Priorität auf dem Arbeitsplatz darstellen. Wenn Entscheidungen gefällt werden, sollte im Sinne der Patientin überlegt und gehandelt werden. Natürlich sind eigene Grenzen wichtig zu beachten, z.B. damit man weiterhin arbeitsfähig bleibt, also für sich gesund bleibt und auch für die Patientinnen weiterhin arbeiten und bereitstehen kann.
Es sollte den Ärztinnen, Pflegerinnen wie auch
Therapeutinnen klar sein, dass das Team (also sie selbst als Teil des Teams) aus
Menschen besteht, die z.B. auch Triggern durch Patientinnen, die oft ein Gespür
für diese haben, ausgesetzt sind. Das bedeutet für mich, dass eine starke
Selbstreflektion und das Annehmen von Reflektionen in Form von Kritik seitens
anderer Teammitglieder (eventuell durch den Genesungsbegleiter) oder gar des
Patienten, sehr wichtig ist, um gute Arbeit leisten zu können.
Nach dem Motto: ‚My Body My Choice‘ finde ich treffend, dass
in der Psychiatrie auch ‚My Mental Health My Choice‘ oberste Priorität hat, wie
auch immer das ausgelegt wird.
Beim Thema Medikamenteneinnahme sollte der Patient, meiner
Meinung nach, auch ermöglicht werden, verschiedene Weisen des Umgangs mit der
Erkrankung mit oder ohne medikamentöse Unterstützung ausprobieren und wählen zu
können. Dies kann bedeuten, dass die Behandlung länger dauern kann. Durch
deeskalierendes Verhalten, welches auf Station 82 stark durch Herrn Martin
Pilney ermöglicht wurde, kann die medikamentöse Behandlung auch stark reduziert
werden (siehe andere Form von Klinik (Namen davon vergessen)!!!).
Meine Praktikumserfahrung war durchweg positiv. Ich bin mir
sicher, dass die psychiatrische Welt von Genesungsbegleiterinnen stark profitieren
wird, wie man im Fall von der Station 82 deutlich bemerken kann.
Ich werde mich auf eine Stelle als
Ergotherapeutin/Genesungsbegleiterin (Doppelberuf) bei der Vivantes Klinik
Neukölln bewerben und möchte, wenn es mir ermöglicht würden, auf der Station 93
weitermachen wollen. Die Bezeichnung ‚Berufung‘ habe ich in den letzten Tagen
des Öfteren für diese Art der Arbeit als Genesungsbegleiterin/Ergotherapeutin
verwendet.
Ich sehe eine starke Entwicklung und möchte meinen Teil dazu
beitragen, Genesungsbegleiterinnen weiter bekannt zu machen. Ein Herzensprojekt
wird es sein, den Beruf Genesungsbegleiterinnen für Ergotherapeutinnen und
-therapeuten in Ausbildung zu verschmelzen, zumindest für diejenigen, die in
der Psychiatrie arbeiten wollen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele
Ergotherapeutinnen die Ausbildung dazu machen, um anderen Menschen eine Stütze
sein zu können. Durch die Zusatzfortbildung des Genesungsbegleiters würde
ermöglicht werden, noch zusätzlich, wie oben benannt, Sprachrohr, Brückenbauer,
Dolmetscher zwischen Patient und Team zu werden. Ich glaube, dass
Genesungsbegleiterinnen einen wesentlichen Teil dazu beitragen können und
werden, die Aufenthalte in der Psychiatrie, für Patientinnen, angenehmer zu
gestalten. Dies ist für die Genesung, und somit das Ziel des Aufenthaltes in
der Klinik, von großer Bedeutung. Ich glaube außerdem auch, dass Kosten am
richtigen Ende gespart werden können, durch das Einstellen von
Genesungsbegleiterinnen, die letztendlich dafür sorgen werden, dass die
Aufenthaltszeit deutlich verkürzt werden können (z.B. durch
Deskalierungsmechanismen und -funktionen).
Ich habe große Hoffnung für den Beruf des
Genesungsbegleiters, besonders in Kombination mit dem Beruf der Ergotherapie,
da hier viele Ergos mit Vorerkrankungsgeschichte verwurzelt sind. Und deswegen
habe ich große Hoffnung in der Psychiatrischen Weiterentwicklung. Und deswegen
habe ich große Hoffnung in die Genesung von den Patientinnen, die das Glück
haben, mit Genesungsbegleiterinnen an ihrer Genesung zu wirken.
In dem Sinne, vielen Dank für das erste Praktikum als
Genesungsbegleiterin Vivantes Neukölln!
Meine Erwartungen wurden deutlich übertroffen.
Anmerkung: Dies schrieb ich am Mittwoch, sprich bevor der Vorfall am Donnerstag Abend stattfand.
Ich würde den Text ergänzen mit dem Hinweis, dass ich einer großen Herausforderung ausgesetzt war, die mich fast kaputt gemacht hat und wieder in den Wahnsinn treiben hätte können. Zum Glück habe ich gut reagiert und im Sinne der Selbstfürsorge auf die Bremse getreten. Ich habe meinen letzten Tag und somit meinen Abschied von der Station mit den Patientinnen und den Kolleginnen nicht feiern können, und bin frühzeitig nach Lübeck zurückgereist, um bei meinen Liebsten zu sein <3, die mir das geben konnten, was ich nicht dort erhalten habe: Augenhöhe, Mitgefühl und Verständnis.
Die letzten beiden Tage waren eine Retraumatisierungserfahrung, die tiefe Wunden in mir wieder hervorgeholt hat. Trigger wurden wieder in folgenden Themen erweckt:
- Dass meine Grenzen überschritten werden
- Missverstanden werden
- Als Patientin behandelt zu werden
- Mich selbst nicht verstehen (warum in der Heftigkeit alles geäußert wird)
- Reaching the Klimax of the Krise by everybody just fucking telling me what to do and what not to do, not leaving me alone and being patient and or quite, sending mixed signals about what i should do (stay, leave, talk)
- Not being able to work in the station 93
- Becoming enemies with the staff
- Getting a bad reputation
- Loosing my ‚Mitte‘
- Loosing myself in the shit situation- not being able to recognise myself anymore.
- Not understanding myself anymore
- Being Judged by others
- Being ‚fixiert‘ again (!!!!) even as a Mitarbeiterin
- Not being Wertgeschätzt, for what I do fort he patients (!!!!!)
- Not being seen as a person with needs or triggers
- Not being understood as a ehemalige Patientin
- not being able to sort my feelings
- eingeengt zu werden (und alles weitere, welches aufgrund meiner Psychiatrieerfahrung, die ich gesammelt habe, als tiefsitzenden Ängste hochkam)
Love,
Annette Mentz
Comments
Post a Comment